Der Spot den ich 2014 gedreht habe, war sicherlich der schnellste Dreh meiner gesamten Laufbahn. Keine halbe Stunde hat es gedauert und niemand der Teilnehmer hatte Vorerfahrung, es gab kein Budget und trotzdem erfüllt er seinen Zweck, braucht hier aber Kontext zum Verständniss.
Das Problem von dem ich rede heißt „Menschenhandel“. Insbesondere in Verbindung mit Prostitution. Das Thema hat angefangen mich zu beschäftigen als 2015 Saarbrücken mehrfach unrühmlich in den Medien als Europahauptstadt der Prostitution erwähnt wurde. Ob das wirklich der Fall ist lässt sich kaum sagen, aber Fakt ist, dass zu diesem Zeitpunkt über 2000 Frauen in der kleinen Stadt der Prostitution nachgingen und der Großteil der Frauen nicht freiwillig in diesen Bereich gekommen ist.
Ich habe mich zusammen mit dem Verein Mutmacher e.V. an der Organisation eines „Walk for Freedom“ beteiligt, bei dem über 200 Frauen an einem Protestmarsch durch die Saarbrücke Innenstadt teilgenommen haben. Im Zuge des Marsches gab es zahlreiche Vorträge von Aktivist*innen und auch lokalen Politiker*innen und der Polizei, bei denen sich das Bild dass ich im Laufe der Vorabrecherchen immer mehr konkretisiert hat. Viele Frauen werden mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und geraten in ein Netz aus extremsten Drohungen und Erpressungen. Viele werden gewaltsam unter Drogen gesetzt, ihrer Papiere beraubt und mit Morddrohungen gegen ihre Familie in der Gewalt gehalten. Das passiert nicht in einer Fernen Welt sondern mitten unter uns, in vielen Städten, teils gut einsehbar. Es ist Sklaverei, mitten im 21ten Jahrhundert und wir dulden sie.
Der Spot sollte wachrütteln und auf das Problem aufmerksam machen. Die Darsteller sind Aktivist*innen der Mutmacher aber die Situatioen existieren. Der Verschlag der im Clip zu sehen ist, ist echt. Ein Kellerverschlag, in dem eine Prostituierte geschlafen hat und Sex hatte.
Mir ging es bei dem Clip darum ganz nah in die Situation zu gehen. Ich wollte keine Fakten zeigen, sondern das Gefühl, die Bedrohung, Konfrontation, die Shcließende Tür, das mit dem Blick zur Seite nach Hilfe suchen. All das entstand improvisiert aus der Situation und der Arbeit mit den Darsteller*innen heraus.
Das Equipment war minimalistisch. EIne NIkon D800, eine Gopro, Stativ und eine Neonröhre fürs Licht, dazu noch 2 Farbfilter.
Die Reflektion in ihren Augen ist natürlich hereinretouchiert.
Ein zugehöriger Artikel aus dem Idea Magazin mit meinem Photo. (Bild der Woche)